Samstag, 7. April 2018


Deutschland, Trier (Rheinland-Pfalz):
Dom St. Peter, ab 310 erbaut - 1121 geweiht



Der Trierer Dom,
der gleich neben der gotischen Liebfrauenkirche steht,
ist die älteste Bischofskirche Deutschlands.




Beide Kirchen entstanden auf den Fundamenten
einer römischen Doppelkirchenanlage, sobald das Toleranzedikt von 313
den Christen endlich Religionsfreiheit gewährte.

V.a. Kaiser Konstantin, der in Trier seine erste Residenz errichten ließ,
förderte diesen Kirchenbau, der dann
unter Bischof Maximin zu einer der größten Kirchenanlagen Europas
mit vier Basiliken, einem Baptisterium und Nebengebäuden erweitert wurde.

Um 340 entstand der sogenannte "Quadratbau", der Kern des Domes
mit vier monumentalen Säulen aus dem Odenwald.



Durch die Unruhen der Völkerwanderung
wurde die antike Kirchenanlage in der 1. Hälfte des 5. Jhdts. zerstört,
doch Bischof Nicetius ließ den "Quadratbau" und Teile der Nordkirche
von italienischen Bauleuten wieder herstellen.



882 zerstörten die Normannen die Kirchenanlage wiederum, ...




... doch schon Erzbischof Egbert hatte
 mit Wiederherstellungsarbeiten begonnen,
die Erzbischof Poppo von Babenberg abschließen konnte.

1037 wurde der wieder hergestellte "Quadratbau" eingeweiht.



Danach begann Erzbischof Poppo
mit der westlichen Verlängerung der Kirche.



Erst seine beiden Nachfolger
konnten die heutige romanische Westfassade vollenden:
ein Meisterwerk salischer Baukunst.



Der Westchor war schon 1121 geweiht worden:

Kirchen dieser Größe hatten damals zwei große Apsiden,
 eine im Osten und - wie hier - eine im Westen, ...



... flankiert von zwei mächtigen 
quadratischen Westtürmen.



Der jeweils kleinere runde Turm,
der auf jeder Seite angebaut ist, ...



... dient dabei als Treppenturm.



1512 ließ der amtierende Erzbischof
den Südwestturm aufstocken,
da der Turm der Bürgerkirche St. Gangolf
inzwischen die beiden Domtürme überragte.

Bis 1942/1944 befand sich hier auch ein bedeutendes Geläut,
doch 1942 mussten einige Glocken für Rüstungszwecke abgeliefert werden,
die verbliebenen wurden bei einem Luftangriff 1944 zerstört.

Das heutige zehnstimmige Domgeläut zählt
– in Bezug auf sein Gewicht –
zu den größten Geläuten in Deutschland.




 An der Nordseite des Domes sind noch Mauern
des antiken römischen "Quadratbaus" erhalten.



Bis auf eine Höhe von ca. 9 m sind diese Ziegelwände
ein Relikt des antiken ersten Domes aus dem 4. Jhdt.



Hier ist deutlich zu sehen, dass die römischen Mauern
unter dem heutigen Straßenniveau liegen
und später verändert wurden,was aber wieder
durch Vermauerung rückgängig gemacht wurde.



Um 1350 wurden beide Osttürme erhöht.



Nach einem Brand des Dachstuhls im Jahr 1717
wurde der Dom von 1719 bis 1723 umgestaltet und erhielt ein Querhaus,
die Osttürme bekamen barocke Hauben.

Im 19. Jhdt. folgten mehrere Restaurierungen, deren Ziel es war,
das mittelalterliche Erscheinungsbild wiederherzustellen;
so erhielten die Osttürme 1883 schließlich
statt der barocken neugotische Hauben.



Anfang des 18. Jhdts. wurde die
schon früher geplante Heiltumskapelle,
zu der der monumentale Aufbau mit Pilgertreppen
im Inneren des Ostchores gehört, angebaut
(im Bild ganz links).




Dort wird der "Heilige Rock" aufbewahrt,
eine Reliquie, die Fragmente der Tunika Christi enthalten soll,
die aber - ähnlich wie das Turiner Grabtuch -
nur selten der Öffentlichkeit gezeigt wird.



Durch diesen Anbau ist leider der Blick
auf die so genannte Zwerggalerie,
also den oberen Umgang über dem Chor
mit den jeweils drei Biforien nebeneinander, etwas beeinträchtigt.



Von diesem Blickwinkel lässt sich auch 
die Größe des Doms endlich einschätzen:

Mit einer Länge von 112,5 m und einer Breite von 41 m ...



... ist er das größte Kirchengebäude der Stadt Trier.



Das möglicherweise älteste erhaltene Bildnis im Trierer Dom
ist das Tympanon in der Südwand
am Portal zur Liebfrauenfrauenkirche.

Es ist ein Sandsteinrelief aus der Zeit um 1180,
das in der Mitte den thronenden Christus,
links Maria, die Patronin der Liebfrauenkirche,
und rechts Petrus, den Patron des Domes zeigt.



Der Haupteingang zum Dom befindet sich im südlichen
der beiden Westportale (im Bild rechts).



Vor diesem liegt eine etwa 4 m lange, ehemals römische Dioritsäule,
der so genannte "Domstein".

Vier dieser Säulen hatten im antiken Gotteshaus
den so genannten "Quadratbau" gestützt.

Diese wurden während der Völkerwanderung durch Feuer beschädigt
und mussten im 6. Jhdt. durch Kalksteinsäulen ersetzt werden.

Eine der ausgewechselten geborstenen Granitsäulen
blieb vor dem Südwestportal liegen
und wurde später nicht mehr weggeräumt.



Im 13. Jhdt. erfolgte eine grundlegende Erneuerung
des Domes im spätromanischen Stil,
die das heutige Erscheinungsbild des Inneren noch prägt.



Diese betraf insbesondere die Einwölbung 
mit Kreuzrippengewölben, ...



... den Einbau von Emporen ...



... sowie die Neugestaltung des Ostchores.



Nahe dem Hauptaltar befindet sich heute
der Durchblick zur Heiltumskapelle
sowie der Zugang zum Domschatz.



Eine erhebliche technische Leistung
war die Stabilisierung des gesamten Gebäudes
durch ein kompliziertes System von stählernen Zug- und Druckelementen,
die zudem weitgehend unsichtbar eingebaut werden mussten,
um das Erscheinungsbild der Architektur nicht zu beeinträchtigen.



Umstritten war das Entfernen des Innenputzes,
allerdings lässt die heutige weitgehend steinsichtige Gestaltung
die verschiedenen Bauphasen des Domes gut erkennen.



Für den Einbau der Altarinsel unter der Vierung
mussten neben den Ergänzungen des frühen 20. Jhdts.
auch originale Teile des mittelalterlichen Lettners abgebaut werden
- dieser befindet sich heute im Museum am Dom.



 Die Emporen links und rechts des Chores
sind erst spätromanische Ergänzungen,
daher die relativ großen Fensteröffnungen.



Diese Rundbögen sind bereits neoromanisch gestaltet, ...



... doch hier dürfte es sich noch
um einen Rest des romanischen Lettners handeln.



Auch zwei romanische Löwen sind noch erhalten, ...



... die als Säulenträger im Einsatz sind,
auch wenn sie nicht mehr 
an ihrem ursprünglichen Platz stehen dürften.



Hier geht es auch hinab in die Krypta.



Der Trierer Dom hat eigentlich drei Krypten:

Eine Ost-, eine West- sowie eine Mittelkrypta,
die unter der Vierung liegt.




Als erstes gelangt man in die Ostkrypta,
die dreischiffig ist ...




... und mit dem Ostchor errichtet wurde.




Im Jahr 1196 waren die Arbeiten abgeschlossen,
die Altarweihe fand noch im selben Jahr statt.



Die Kapitelle der Säulen sind eigenartig gestaltet.



Hier ein alter Taufstein,
der wahrscheinlich durch den neuen muschelförmigen
im Westchor ersetzt wurde und daraufhin hier Platz fand.



Dieses ehemals romanische Rundbogenfenster
wurde zugemauert und in eine Nische umgestaltet.



In einer größeren Nische am Boden
ist dieser Reliquienschrein aufgestellt.


 

Die weiträumige Halle der Ostkrypta
wurde nach Wiederherstellung der Mittelkrypta
durch zwei Durchgänge mit letzterer verbunden.



Diese dem Hl. Maternus geweihte
ist die älteste der Krypten und wurde 1037 geweiht.


Im 13. Jhdt. schüttete man sie wieder zu,
erst Ende des 19. Jhdts. begann man mit ihrer Rekonstruktion.

Alle Pfeiler haben Kapitelle mit floralen Mustern.



Hier schließlich der Zugang zur Westkrypta,
die dem Hl. Blasius geweiht, aber leider verschlossen ist.

Sie dient heute als Bischofsgruft,
 wurde ab 1100 errichtet, ist als Hallenkapelle gestaltet
und war zur Weihe des Westchors 1121 fertig gestellt.



Darüber befindet sich der Westchor,
der seit dem Jahr 1668 komplett mit Stuck überzogen ist, ...



... der die Dreifaltigkeit sowie Mariä Himmelfahrt darstellt.




Ebenfalls im Westchor
ist dieses muschelförmige Marmorbecken zu sehen,
das heute als Taufbecken dient.

Ursprünglich war es eine sogenannte „Fons Pietatis“:

Auf dem Becken stand eine Christusfigur,
aus deren Wundmalen gefärbtes Wasser
als „Blut“ in das Becken floss.




Weitere wertvolle Ausstattungsstücke
des Domes sind die Kanzel ...



... und die Schwalbennestorgel an der Nordwand,
die gleichzeitig mit dem renovierten Dom 
am 1. Mai 1974 geweiht wurde.



Sie umfasst 67 Register mit 5602 Pfeifen
und ermöglicht die Wiedergabe von Orgelmusik 
aller Stilepochen bis zur Avantgarde.

Die größte Pfeife wiegt 125 kg,
die Orgel selbst etwa 30 t.



Die beiden nachträglich angebauten Querhäuser
sind dagegen schmucklos und schlicht gehalten.



Hier ist auch das rundbogige Nordportal zu sehen.



An der Südseite geht es dann in den gotischen Kreuzgang,
der zwischen 1245 und 1270 entstanden ist ...



... und der die Verbindung vom Dom ...



... zur Liebfrauenkirche herstellte.




Hier ein Modell der beiden Kirchen
mit dem gemeinsame Kreuzgang dahinter,
das im Museum Simeonsstift Trier steht.



 
Im Westen des Kreuzganges schließt die Weihbischofskapelle
- in früheren Zeiten „Pauluskapelle" genannt - an.




In deren Boden eingelassen befindet sich ...



... seit ca. 1870 die Grabstätte für die Weihbischöfe.



Im Kreuzgang sind einige schöne romanische Portale ...



... sowie interessante Kapitelle zu sehen.



Dieser Teil mit den jeweils drei rundbogigen Arkaden
mit einer Mittelrosette darin ist im neuromanischen Stil
wieder hergestellt worden.



Es handelt sich dabei um den Nord- ...



... und den ziemlich hohen Ostflügel.



Von diesem hat man wohl einen der schönsten Ausblicke,
den man in einem Kreuzgang haben kann:



... auf die gotische Marienkirche links
sowie den romanischen Dom auf der rechten Seite.



Vom Südflügel kann man auch die Südseite des Doms
näher betrachten mit ihrem Querhaus,
den beiden Osttürmen ...



... und der Zwerggalerie, wie sie im Raum Rhein-Mosel
an vielen größeren Kirchen zu finden ist.



Von hier ist auch die oberste Etage des Südwestturms
gut zu erkennen, die erst im 16. Jhdt. aufgesetzt wurde.



Im Hof des Kreuzgangs befinden sich die Gräber
von Mitgliedern des Domkapitels.



Der Westflügel ist übrigens als einziger
nur einstöckig ausgeführt.



 Der Vollständigkeit halber hier auch noch
einige Exponate des Domschatzes,
die ebenfalls während der Romanik entstanden sind.



Der Domschatz war in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs
gemeinsam mit dem Aachener und dem Essener Domschatz ...



... im Hainer Stollen in Siegen untergebracht,
um ihn vor Luftangriffen zu schützen.



Diese beiden bronzenen Löwenköpfe ...



... sind Türknaufe bzw. -beschläge aus dem Mittelalter.



Eines der bedeudensten Kunstwerke
ottonischer Goldschmiedekunst
ist dieser Andreas-Tragaltar des Bischofs Egbert.



Dieser ist bereits zwischen 977 und 993 entstanden.



Diese beiden Buchdeckel sind aus Hildesheim aus um 1170, ...



... dieser von einem gewissen
Roger von Helmarshausen aus um 1100.



Sehr wertvoll ist auch diese Elfenbein-Schnitzerei
aus ungefähr derselben Zeit,
sie stammt wahrscheinlich aus Trier.



Diese frühbyzantinische Elfenbeintafel,
die als Seitenwand eines Reliquienkästchens genutzt wurde
und deren Entstehung sogar ins 6. Jhdt. datiert wird,
stellt auf engstem Raum eine Reliquienprozession mit 65 Personen
zwischen zwei monumentalen Gebäuden dar.



Auch einige Reliquienschreine wie dieser aus Limoges
vom Ende des 12. Jhdts. ...



... oder diieser aus Silber und Goldgranulat
aus dem 13. Jhdt. ...



... oder das so genannte Gozbert-Rauchfass
aus Trier um 1100 sind hier ausgestellt.



Der Dom von Trier ist somit einer der ältesten Dome
der Christenheit: Seit über 1600 Jahren 
ist er ein Versammlungsort für gläubige Christen.



Die im Mittelalter durch eine eigene Mauer
 und Torbauten geschützte Domstadt stellt noch heute
ein Stadtviertel mit eigenem baulichen Gepräge dar.





Unbedingt ansehen!









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